Schlemmen unter den Geislern


Ein Blick aus dem Fenster – und nein, dieser Morgen lädt wirklich nicht zu einer Bergtour ein. Es ist kalt, grau und der Gedanke, wieder zurück unter die Bettdecke zu kriechen, verlockend. Aber ich bin nun mal verabredet und laut Wetterbeicht soll es doch ein sonniger Tag werden.

Also los!

Miriam ist nicht sehr bergerfahren und ausdauernd, daher bat sie mich eine leichte Wanderung auszusuchen. Meine Wahl fiel spontan auf Villnöß, einem Seitental des Eisacktals in der östlichen Hälfte Südtirols.

Vom Parkplatz Zans im hinteren Villnößtal nehmen wir den Weg Nr. 35, der uns durch einen Nadelwald leicht bergauf führt bis wir nach 40 Minuten den Adolf-Munkel-Weg kreuzen. Hier halten wir uns rechts und folgen den Hinweisschildern Richtung Geisleralm. Die Wolken haben sich verzogen und mittlerweile strahlt der Himmel freundlich blau. 





Wir folgen dem schmalen Wanderweg über Wurzeln und Steine hinweg. Links von uns ragt die Geislergruppe steil in die Höhe, eine Gebirgskette der Dolomiten zwischen Gröden und Villnöß. Das Gipfelkreuz des Sas Rigais, dem höchsten Berg der Geisler, strahlt in 3025 m von weitem sichtbar. Manchmal erkennt man hoch oben ein paar Gestalten, die sich am gleichnamigen Klettersteig an der Nordseite bis auf den Gipfel gewagt haben.

Mittlerweile sind wir nun seit fast 2 Stunden unterwegs. Es geht etwas steiler bergauf über eine Kuppe, mit knapp über 2000 m der höchste Punkt unserer heutigen Wanderung. Der Anblick, der sich uns bietet, entlockt uns einige Oohs und Aahs. Vor uns neigt sich das Gelände und gibt den Blick auf die Bergwelt ringsum frei. Das Gefühl von Freiheit und Weite kommt in mir auf. Immer wieder treibt es mich in die Höhe. Von hier aus geht es nun sanft über Almwiesen hinab an der Gschnagenhardt-Alm vorbei; das sich öffnende Tal vor uns, die Geisler im Rücken.


Einigen Minuten später erreichen wir unser Ziel. Die Geisleralm ist schon allein wegen ihrer Lage die Wanderung wert. Die an und für sich nicht kleine Hütte wirkt vor der Kulisse der in den Himmel ragenden Gipfel wie ein Puppenhaus. 





Bekannt ist die Geisleralm auch für ihre Küche. Meine Wahl fällt auf Kartoffel-Buchweisen-Gnocchi mit Graukäse-Sauce und Topfen-Nougat-Knödel auf Wildbeeren mit Vanilleeis. Die etwas lange Wartezeit verkürze ich mir mit einem Riesling aus der Gegend. Der Riesling hat in Südtirol keine lange Tradition. Erst in den letzten Jahren hat man damit begonnen diese Rebsorte erfolgreich anzubauen. Doch es ist gelungen daraus einen fruchtigen, eleganten Wein zu gewinnen, der gut gekühlt eine willkommene Erfrischung an diesem warmen Spätsommertag ist.

Die Gnocchi sind geschmacklich hervorragend mit der Graukäse-Sauce abgestimmt und das Topping aus kross gebratenen Speckstreifchen rundet das ganze würzig ab. Der Nachtisch ist für meinen Geschmack etwas zu zimtlastig, aber der fluffig-weiche Knödel mit dem geschmolzenen Nougatherzen tröstet darüber hinweg. Zusammen mit den Wildbeeren und dem selbstgemachten Vanilleeis bildet der Nougatknödel eine sehr gelungene Kombination.

Ziemlich satt treten wir den Abstieg an. Wir wählen einen kürzeren Rückweg, entlang eines breiten Forstweges. Immer wieder blitzen die hellen Berggipfel durch die hohen Baumkronen und lassen uns beeindruckt den Blick nach oben wenden.

Nach etwas über einer Stunde sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt.

Diese Wanderung ist für ungeübte Berggeher problemlos machbar und bietet sowohl dem Auge als auch dem Gaumen erfreuliche Momente. Da sie größtenteils durch Wald führt, ist sie auch im Hochsommer eine angenehme Strecke.

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